Bolivien – Teil 6/Peru – Teil 1 (Titicacasee)

Hallo ihr Lieben.

Wir kamen am frühen Abend aus Rurrenabaque zurück und gingen in La Paz wieder in das selbe Hostel wie zuvor. Dort machten wir uns dann einen ganz entspannten Abend und gingen früh ins Bett, denn am nächsten Morgen hieß es mal wieder früh aufstehen. Das sollte in der nächsten Zeit noch zur Gewohnheit werden.

Unser nächstes Ziel war Copacabana, eine kleine Stadt am Titicacasee, kurz vor der Grenze zu Peru. Die Fahrt dauert nicht sonderlich lang. Gerade mal 3 Stunden. Desshalb entschieden wir uns gegen die großen Langstreckenbusse und reisten lieber mit den Locals in einem der zahlreichen Minibusse. Ich finde dieses System hier schon echt toll. Auf ganz vielen Strecken fahren zahlreiche Minibusse für eine Bruchteil der Preise der Reisebusse. Für die Strecke nach Copacabana haben wir z.B. 1,50€ p.P. bezahlt. Die Busse fahren ab, wann immer sie voll sind. Das kann quasi sofort sein, manchmal wartet man aber auch eine halbe Stunde, so wie Melchior und ich an diesem Morgen. Und man muss natürlich wissen wo diese Minibusse abfahren. Das ist nämlich nie der Busbahnhof, sondern irgendein anderer, für mich scheinbar willkürlich gewählter Ort, von dem aber irgendwie alle wissen, wo er ist. Also einfach im Hostel oder so fragen und los geht es.

Nach 3 Stunden im Bus und einer kleinen Fährfahrt kamen wir also in Copacabana an. Der Ort wirkte gleich auf den ersten Blick sehr touristisch und es war wirklich nicht schwer ein freies Zimmer zu finden. Nachdem wir unsere Sache abgeworfen hatten, machten wir uns gleich wieder auf den Weg, denn wir wollten noch am selben Tag zur Isla de Sol aufbrechen. Also kauften wir uns 2 Tickets für das Boot für 14.30 Uhr und auch gleich Bustickets für unsere Weiterfahrt am nächsten Tag. In der Wartezeit kaufte ich mir noch ein Eis und wir genossen die schöne Aussicht auf den Hafen.

Während der Bootsfahrt bewunderten wir den tiefblauen See undIMG_4121 nach ca. 1 Stunde erreichten wir das südliche Ende der Isla del Sol. Hier ein paar Infos (ja, größtenteils aus Wikipedia zusammengesucht :-)): Die 14,3 km² große Insel spielt in der Mythologie der Inka eine sehr große Rolle. Hier soll der Sonnengott Inti seine Kinder, den ersten Inka Manco Cápac und seine Frau Mama Ocllo, auf einem Felsen zur Erde gelassen haben. Die Insel ist heute in 3 Gemeinden unterteilt. In der südlichsten, welche wir besuchten, findet man den Inkatempel, die Treppe des Inka und den Inkabrunnen.Die höchste Erhebung der Insel ist 4075 Meter hoch (265 Meter über dem Niveau des Sees). Heute leben auf der Insel übrigens ca. 2000 Menschen.

DasIMG_4126 rechnet jedoch nicht die Touristenmassen mitein, die sich täglich auf der Insel tummeln. Auf unserem Boot waren wir fast die einzigen, die ohne Gepäck unterwegs waren. Das kam uns schon etwas komisch vor, doch nach 10 Minuten auf der Insel war uns auch klar warum. Die Insel ist wirklich vollgestopft mit Hostels, Restaurants und Souvenirläden. Unsere Meinung dazu war ein wenig zwiegespalten. Auf der einen Seite waren fast alle Gebäude wirklich sehr hübsch und verliehen der Insel einen gewissen Charme. Aber auf der anderen Seite war es einfach viel zu viel.

Naja. Wir hatten nicht allzu viel Zeit auf der Insel und wollten aber natürlich so viel wie möglich sehen. Nachdem der Inkabrunnen direkt am Hafen nur darauf wartete von uns entdeckt zu werden, wollten wir die Inka-Stufen erklimmen. Ich nehme an es war die Tatsache, dass es an diesem Tag ungewöhnlich warm war, wir ein wenig in Zeitnot waren und durch den Ausflug in den Jungle wieder überhaupt nicht an die Höhe gewöhnt waren, denn wir waren selten so aus der Puste wie nach diesen paar Treppenstufen. Dafür wurden wir aber IMG_4129auch mit einer herrlichen Aussicht belohnt und als wir dann auf einmal doch noch eine halbe Stunde Zeit hatte, setzten wir uns noch in ein kleines Cafe und gönnten uns etwas kaltes zu trinken. Während wir so da saßen und den Ausblick genossen, trabte mehrere Esel schwer beladen den Berg hinauf, gefolgt von einer Bolivianerin in traditioneller Kleidung. Und die Tochter der Cafeinhaberin schien irgendwie einen Narren an uns gefressen zu haben, denn sie wich uns kaum von der Seite. Erst als Melchior eine kleine Tüte Schokolinsen aus seiner Tasche zauberte, lief sie freudestrahlend davon. Nach ein paar Minuten kam sie aber wieder – um die Schokolinsen mit uns zu teilen :-).

AufIMG_4134 dem Rückweg hielt das Boot noch an dem Tempel, denn vom Hafen aus wäre es zu Fuß zu weit gewesen. Wir sahen ihn uns kurz an, aber etwas wirklich besonderes war es meiner Meinung nach nicht.

Es war bereits dunkel als wir wieder in Copacabana ankamen und ein Gewitter zog auch noch auf. Trotzdem zogen wir eine Weile umher bis wir ein passendes Restaurant fanden. Uns wurde eine äußerst umfangreiche Speisekarte präsentiert und wir nahmen in dem hübschen, wenn auch etwas kaltem Gastraum platz. Nach wenigen Minuten kam der Kellner und erklärte uns, dass sie heute Abend leider nur Pizza und Fisch hätten. Okay, also 70% der Speisekarte einfach mal eliminiert. Aber wir regte uns nicht auf und bestellten und einfach gemeinsam eine Pizza mit Tomate und Fisch :-).

Anschließend gingen wir noch kurz in eines der vielen Internetcafes, da unser sehr preiswertes Hostel leider keine Wifi hatte. Während Melchior Bilder in den Blog hochlud, versuchte ich schon mal mich ein bisschen auf unser nächstes Reiseland vorzubereiten – Peru.

Ich muss leider zugeben, dass die Internetseite des Auswärtigen Amtes mir das ganz schöne Sorgen bereitete. Es soll besonders viel Kriminalität gegeüber Touristen geben. Busse werden überfallen und Touristen auf offener Straße ausgeraubt. Nachdem ich in ein paar Internetforen Beiträge von Leuten gelesen hatten, die schon in Peru waren, fühlte ich mich besser. Generell hat das Auswärtige Amt einen kleinen Hang zu übertreiben. Die Warnungen für Bolivien sehen auch nicht viel besser aus und hier haben wir uns immer sicher gefühlt. Aber es ist wohl auch besser bei solchen potentiellen Gefahren eher zu über- als zu untertreiben.

Am nächsten Morgen war wieder frühes Aufstehen angesagt, denn wir mussten unseren Bus nach Puno (Peru) erwischen. Während Melchior dafür sorgte, dass unser Gepäck verstaut wurde, machte ich mich mit unsere letzten Bolivianos auf uns kaufte uns noch ein kleines Frühstück. Nach nicht mal 45 Minuten erreichten wir die Grenze und durchliefen das üblich Prozedere. Abgesehen davon, dass bei der Ausreise das falsche Datum in meinen Pass gestempelt wurde (was der Beamte bei mir zwar bemerkte und es korrigierte, aber Melchior musste nochmal zurück zum Schalter) ging alles wie immer sehr einfach und unkompliziert.

Nach weiteren 3 Stunden Fahrt hatten wir Puno erreicht. Diese Stadt hatte im Gegensatz zu Copacabana den Namen Stadt auch wirklich verdient. Der Busbahnhof lag etwas außerhalb und so nahmen wir das Angebot eines der Männer an, der uns die Broschüre eines Hostels präsentierte und ließen uns von ihm auch gleich im Taxi dorthin bringen. Es war ein wirklich sehr nettes Hostel mit gemütlichen Zimmern und wir freuten uns auch, dass es so nahe am Zentrum war.

Während wir durch die Innenstadt an den zahlreichen Läden und Touristenbüros vorbeispazierten, merkten wir gleich wie sehr sich Peru doch von Bolivien unterschied. Zumindest was den Tourismus anging. Angeblich soll Peru das Land Südamerikas mit den meisten Touristen jährlich sein. Die Touristische Infrastruktuk ist einfach topp und was uns sofort auffiel: Englisch ist hier Standard! Alles steht überall auf Englisch dran, in jedem Touristenbüro wird Englisch gesprochen und auch in Hostels und Restaurants ist Englisch fast immer Standard. An dem Geldautomaten an dem wir uns mit peruanischen Soles versorgten, gab es sogar die Option der Menüführung auf Deutsch.

Es daurte nicht lange und wir waren unser Soles wieder los, aber dafür hatten wir auch ein paar tolle Aktivitäten für die nächsten Tage gebucht.

Doch jetzt hing uns erstmal der Magen in den Kniekehlen und wir machten uns auf den Weg zum zentralen Markt. Dort aßen wir leckeren gebratenen Fisch mit Kartoffeln und Reise. Eine echte Wohltat mal etwas anderes als das übliche Fleisch zu bekommen. Solange wir uns in der Nähe des Titicacasees aufhielten, aßen wir fast nur Fisch. Nachdem wir uns satt gegessen hatten, erkundeten wir Puno. Wirklich viel zu sehen gab es nicht, aber ein netter Spaziergang war es trotzdem. Wir besuchten den zentralen Platz, schlenderte ein wenig durch die Einkaufsstraße und ich gönnte mir mal wieder ein Eis.

Am Abend wollten wir eigentlich wieder auf den Markt gehen, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es goss wie aus Eimern und immer wieder blitzte und donnerte es. Wie gut, dass sich nur ein paar Schritte von unserem Hostel eine nette kleine Pizzeria befand. Es war ein wirklich schnuckeliges Lokal mit einem echten Steinofen für die leckeren Pizzen. Anschließend gönnten wir uns in der Bar gegenüber noch einen Krug Pisco Sour. Diese Getränk hatten wir in Chile schon lieben gelernt und hier in Peru gibt es es endlich wieder. Als nach ca. 1 Stunden die ersten anderen Gäste zum Mikrofon griffen (es war nämlich leider eine Karaoke-Bar) machten wir uns aber schnell aus dem Staub.

Am nächsten Morgen hieß es… na…? Ja, früh aufstehen. Diesmal wurden wir um 6 Uhr vom Bus abgeholt, der uns zum Hafen brachte. Wieder ging es auf ein Boot, denn an diesem Tag wollten wir die schwimmenden Inseln und die Insel Taquile besuchen. Während wir die Empanadas aßen, welche wir bereits am Tag vorher gekauft hatten, hörten wir den Erklärungen unseres Tourguides zu. Unser erstes Ziel waren die schwimmendenIMG_4161 Inseln der Urus. Die Urus sind eine ethnische Gruppe Indigener, zur Zeit bestehend aus ca. 2000 Leuten. Während die meisten von ihnen mittlerweile auf dem Festland wohnen, gibt es noch einige, die auf 49 schwimmenden Inseln leben. Die Insel sind aus sogenanntem Totora-Schilf hergestellt und jede Insel beherbergt eine Familie. Die Uros haben eine eigene Sprache, doch viele sprechen zumindest ein wenig Spanisch. Sie leben von der Fischerei und von den Einnahmen durchIMG_4167 den Tourismus. 1-2 mal pro Monat erhält eine Inseln Besuch von Ausflugsbotten wie unserem. Das liegt an dem Rotationsprinzip, das sicher stellt, dass alle Inseln je nach Menge der Bewohner enstsprechend oft Besucht bekommen und so Gelegenheit haben ihre handgefertigten Waren zu verkaufen.

Die Männer und Frauen in der traditionellen Kleidung winkten uns schon fröhlich entgegen als sie unser Boot sahen. Wir wurden freundlich begrüßt und nahmen anschließend auf dem “Insel-Sofa” Platz. Dann erklärte uns der Guide mit UnterstützungIMG_4169 des stolzen “Bürgermeisters” wie eine solche Insel gebaut wird und das die Besonderheiten sind. Ein hübsche kleine Miniaturinsel mitsamt Haus und Einwohner diente der Veranschaulichung. Für ein paar herzhafte Lacher sorgte die Erklärung über die Boote, welche sie für die Fahrten zur Schule der Kinder, zu den anderen schwimmenden Inseln oder auch zum Festland benutzen. Die kleinen Boote, mit welchen z.B. die Kinder zur Schule fahren, werden nämlich von den Einheimischen “Volkswagen” genannt. Und die traditionellen etwasIMG_4174 größeren Boote heißen “Mercedes-Benz”. Später durften wir auch alle eine kurze Fahrt in einem Mercedes-Benz machen. Diese sind ebenfalls aus Schilfrohr gefertigt. Innen sind sie jedoch mit Plasikflaschen gefüllt, um den Auftrieb zu verbessern. Auf der Runde, die wir fuhre, konnten wir ein paar Charakteristiken der Insel noch besser erkennen. So z.B. die Seile, die an Pfählen befestigt die Insel davor bewahren wegzutreiben.

Zum Schluss unseres Besuchen zeigten uns die die Bewohner noch individuell ihre Hütten. Ich staunte schon nicht schlecht, als ich in einer der Hütten nicht nur eine Glühbirne sondern auch einen Fernseher entdeckte. Diese werden durch Solarstrom betrieben. Ich war auch sehr in Versuchung eine der schönen handbestickten Decken zu kaufen, doch am Ende entschied ich mich nur für ein kleines Armband.

Es brauchte noch 1 1/2 weitere Stunden auf dem Boot, bis wir die Insel Taquile erreichten. Die Insel ist ca. 5,5 km lang und 1,6 km breit und heute leben noch ca. 1700 quechua-sprechende IMG_4199Indigene dort. Spanisch wird in der Schule als Fremdsprache gelehrt. Die Insel wurde erst sehr spät von den Spaniern erobert, da sie die Insel lange Zeit für unbewohnt hielten. Unter der spanischen Kolonialherrschaft war die traditionelle Kleidung verboten, so dass die Bewohner Taquiles die spanische Bauerntracht übernahmen. Diese ist ihre noch heute verwendete “indianische” Tracht. In den 1930er Jahren diente Taquile als Gefängnisinsel, wo unter anderen auch der ehemalige peruanische Präsident Luis Miguel Sánchez Cerro einsaß. 1937 kauften sich die Taquileños das Eigentumsrecht über die ganze Insel zurück.

DieIMG_4210 Insel ist in einer Genossenschaft organisiert, die sich noch heute nach den 3 aus der Inka-Zeit stammenden Geboten hält: “Du sollst nicht lügen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht faul sein.” Durch die Selbstverwaltung gibt es auch keinerlei Polizei auf der Insel. Die Einwohner bestreiten ihren Lebensunterhalt durch die Fischerei, Terassenfeldanbau und auch durch den Tourismus. Bis heute wurde kein einziges Hotel auf der Insel errichten. Die jährlich 40.000 Touristen werden in Privatquartieren untergebracht. Berühmt ist Taquile auch für seine Weberei und Stickerei. Die Produkte sollen zu den hochwertigsten von ganz Peru gehören. Diese Handwerkskunst wird dabei größtenteils von den Männern durchgeführt.

Nachdem wir mit dem Boot angelegt hatten, mühten wir uns die IMG_4196zahlreichen Stufen zum zentralen Platz hinauf. Die Höhe machte uns mal wieder zu schaffen. Es ist schon nervig, wenn man so schnell außer Atem kommt. Auf dem Weg sahen wir bereits einige Einwohner der Insel in ihrer traditionellen Kleidung. Vom Platz selbst waren wir dann ein wenig enttäuscht, da er im Prinzip nur aus ein paar Ständen und dem zentralen Laden für das Kunsthandwerk bestand. Nichtsdestotrotz hatte man ein herrlichen Ausblick auf die Insel und den See.

Nachdem wir ein wenig Freizeit hatten, war es Zeit für das Mittagsessen. Melchior und ich entschieden uns gegen das recht teure Essen, aber wir setzten uns trotzdem mit dazu und unterhielten uns mit einem netten amerikanischen Pärchen. Unser Guide erzählte uns noch mehr über die Einwohner und deren Kultur und uns wurde eine traditioneller Tanz aufgeführt. Nach dem Essen stellte sich dann noch die Köchin der Familie vor, in dessen Restaurant wir gegessen hatten. Sie wirkte nicht älter als 14 Jahre. Es ist schon komisch wie anders die Welten hier sind. Aber die Familien arbeiten halt alle zusammen. Ein Schulpflicht gibt es übrigens trotzdem. Die Lehrer kommen größtenteils vom Festland, aber die Schule befindet sich auf Taquile.

Auf dem Weg hinunter machte ich noch viele weitere Fotos von der schönen Aussicht. Ich kann immer noch nicht glauben wie tief blau und klar der Titicacasee ist.

Wieder in Puno angekommen, hatten wir dann doch langsam Hunger und machten uns wieder auf dem Weg zum Markt. Dort aßen wir Fisch und kauften danach noch ein paar Leckereien für den nächsten Tag, da wir recht früh los mussten und keine Zeit haben würden zu frühstücken. Ich sagte ja, dass das mit dem frühen Aufstehen wirklich zu einer Gewohnheit wurde.

 

Bis bald und alles Liebe.

Tina und Melchior

This entry was published on September 13, 2014 at 9:49 pm and is filed under Bolivien, Peru, Südamerika. Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post.

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